Gestärkt neue Wege gehen

Als Claas Curland im März merkte, dass er etwas ändern muss, wenn seine Firma die sich abzeichnende Wirtschaftskrise überleben soll, traf er eine Entscheidung: Anstelle von Metall ließ er seine Maschinen Kunststoff verarbeiten, anstelle der Automobilbranche belieferte er Ärzte und Apotheker: mit Tröpfchenschutzscheiben. Die ursprünglich geplante Geschäftsfelderweiterung im Bereich Sondermaschinenbau schob der Chef der Braunschweiger Zuführtechnik GmbH dagegen nach hinten. Er hatte schließlich andere Sorgen.
Aber jetzt, ein gutes halbes Jahr nach Beginn der Corona-Krise, packt der Braunschweiger Unternehmer an, was er bereits für das Frühjahr geplant hatte. Bei der Finanzierung seiner Pläne soll ein neuer Fonds helfen, den die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) Niedersachsen aufgrund der aktuellen Lage aufgelegt hat: der Stabilitätsfonds 2020. Zehn Millionen Euro stellt die MBG bis Ende des Jahres für kleine und mittlere Unternehmen zur Verfügung.
Kurzarbeit ist kein Thema
Als Claas Curland die Braunschweiger Zuführtechnik GmbH 2016 von deren Gründer übernahm, zählte die Firma sieben Mitarbeiter. Heute sind es 49. „Wir sind noch genauso viele wie im März“, sagt der Geschäftsführer. „Selbst Kurzarbeit mussten wir bis heute nicht anmelden.“ Wenn der 39-Jährige das sagt, klingt auch ein wenig Stolz in seiner Stimme mit. Denn Mitte März war sein Geschäft genau wie etliche andere bis auf einige noch abzuarbeitende Aufträge quasi gelähmt: Lieferanten konnten nicht mehr liefern, Auftraggeber waren nicht mehr erreichbar.

Foto: tonwert21.de
Normalerweise arbeitet Curland für Kunden wie Volkswagen und MAN. „Doch in der Automobilbranche wurde es im Frühjahr ruhig“, erzählt der Diplom-Wirtschaftsingenieur. „Sehr ruhig.“ Gemeinsam mit einigen Kollegen ersann er daher eine Alternative und stellte prompt einen Teil seiner Produktion auf Desinfektionsmittelspender und Tröpfchenschutzlösungen um.
Aktion Löwenschutz sorgt für Auslastung in der Krise
„Wir haben das wahnsinnig schnell entschieden und umgesetzt“, sagt Curland. „Es war wie eine Nacht-und-Nebel-Aktion.“ Eine Aktion mit Erfolg: Über fast drei Monate lasteten die neuen Produkte die Herstellung zu etwa 30 bis 40 Prozent aus. Sogar ein eigenes Label ersann die Geschäftsleitung dafür: „Löwenschutz“, passend zum Firmensitz.
Doch eines blieb bei der Konzentration auf die Krisenbewältigung auf der Strecke: die Erweiterung des Geschäftsfeldes im eigentlichen Kerngeschäft, dem Sondermaschinenbau. „Der Businessplan stand schon, alles war vorbereitet“, sagt Curland. „Und dann hatten wir einfach keine Zeit mehr, uns darum zu kümmern.“
Aber auch die Finanzierung stand natürlich nicht mehr. Denn trotz des kurzfristigen Einstiegs ins Hygieneschutzgeschäft, trotz allem Engagement und aller Flexibilität reichten die Einnahmen seit Frühjahr nicht mehr aus, um die Kosten zu decken. 20.000 Euro Soforthilfe gab es vom Land Niedersachsen aufgrund der Corona-Krise, weitere 50.000 Euro Liquiditätskredite und rund 1,2 Millionen Euro von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nahm die Braunschweiger Zuführtechnik auf – bis auf die Soforthilfe alles Mittel, die die Firma zurückzahlen muss.
MBG-Stabilitätsfonds bringt frisches Kapital
„Das ist schlecht für unsere Eigenkapital-Quote“, macht Curland klar. „Weitere Kredite für die lange geplante Einführung einer neuen Technologie aufzunehmen, kommt daher nicht in Frage.“ Der Diplom-Wirtschaftsingenieur nutzt daher eine neue Form der Finanzierung: den Stabilitätsfonds 2020 der MBG. Der Fonds stellt Kapital zu Verfügung, damit Unternehmen Wege für ihr zukünftiges Geschäft einschlagen können.
Beteiligungskapital ermöglicht neue Investitionen
Im Fall von Claas Curlands Unternehmen bedeutet das: Die GmbH kann durch Mittel aus dem Stabilitätsfonds nicht nur ihre Bilanz aufwerten, sondern auch in ein neues Geschäftsfeld investieren. Denn anstelle von Krediten oder Darlehen stellt die MBG den Unternehmen Mezzaninekapital zur Verfügung. Das ist eine Mischform aus Eigen- und Fremdfinanzierung. Die MBG wird keine Anteilseignerin der jeweiligen Firma, sondern geht eine stille Beteiligung ein. „Wir verstehen uns als Partner auf Augenhöhe“, sagt Andreas Schramm, Leiter des Beteiligungsmanagements bei der MBG. „Wir greifen nicht in die Geschäftsführung ein, stehen unseren Unternehmen jedoch mit Know-how und Netzwerk zur Verfügung.“
Interessant macht das Modell vor allem der Fakt, dass dieses Kapital nicht als Fremdkapital in der Bilanz erscheint, sondern als wirtschaftliches Eigenkapital angesehen wird. Denn was für die Braunschweiger Zuführtechnik gilt, gilt für etliche andere Betriebe genauso, erklärt Schramm. „Die Deckung des krisenbedingten Kapitalbedarfs durch Kredite und Darlehen war in einem ersten Schritt generell sicherlich richtig.“ Jetzt aber sei eine zusätzliche Verschuldung kontraproduktiv. „Sie verringert die Bonität des Unternehmens im Rating und schränkt die Handlungsfähigkeit erheblich ein.“
Jahresbilanz im Blick behalten
Nach Überstehen der ersten Corona-Welle heiße es nun, Liegengebliebenes anzupacken und Ideen umzusetzen, die bereits vor der Krise entstanden waren – ganz so, wie Claas Curland es vorhat. „Wichtig ist dabei, perspektivisch auf das Bilanzbild zu blicken“, erklärt Schramm. „Es kann auch jetzt schon sinnvoll sein, Geld aus dem Stabilitätsfonds aufzunehmen, um für die Bilanz des Jahres 2020 ein Gegengewicht zu den aufgenommenen Krediten zu schaffen.“

Foto: tonwert21.de
Der Fonds selbst finanziert sich durch Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie des Landes Niedersachsen, bis zu 800.000 Euro sind pro Einzelprojekt zu vergeben. Anstelle von Zinsen zahlen die Unternehmen eine Beteiligungsvergütung. Die Höhe ist abhängig von der Beteiligungslaufzeit und liegt zwischen 5,5 und 7,0 Prozent.
Fonds für Unternehmen, denen es vor Corona gut ging
Damit können die Kosten über denen eines durchschnittlichen Bankenkredits liegen. Das Mezzaninekapital dennoch in Anspruch zu nehmen, kann mehrere Gründe haben, macht Nina Heyse deutlich. Die Beraterin für Unternehmensfinanzierung unserer IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) sagt: „Die Beteiligung durch die MBG kann ein Baustein sein, wenn ein Unternehmen nicht über ausreichend Eigenkapital verfügt oder die Hausbank sich in Bezug auf investive Maßnahmen verhalten zeigt. Der Stabilitätsfonds ist dann eine gute Möglichkeit, Vorhaben anzuschieben, die schon länger geplant waren und oder notwendig sind, um das Unternehmen nach vorne zu bringen.“ Zudem könne die Beteiligung eine Hebelwirkung auf die Gesamtkonstellation entfalten, die sich wiederum günstig auf andere Kreditkonditionen auswirke.
Geeignet ist der Fonds für mittlere und kleine Unternehmen, die sich vor der Corona-Krise in einem stabilen, gesunden Zustand befanden – so wie die Braunschweiger Zuführtechnik GmbH, bei der die MBG bereits seit 2018 engagiert ist.
Für Geschäftsführer Claas Curland ist klar, dass die Investition in ein neues Geschäftsfeld der richtige Weg ist. „Ich bin sicher, dass das die Zukunft ist.“ Doch um dort hinzukommen, braucht es erst einmal ein Testcenter. Und dafür braucht es Kapital – keine Kredite.
Fördermittel
Neue Programme in Planung
Weitere Förder- und Finanzierungsprogramme sind geplant, unter anderem von der NBank. Ihre Ausgestaltung stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Sobald die Programme veröffentlicht sind, informiert unsere IHKLW unter ihk-lueneburg.de/corona-finanzierung.
Auch bei der Auswahl eines geeigneten Programms unterstützt unsere IHKLW: „Wir schauen gemeinsam mit dem Unternehmen, welche Form der Finanzierung für dieses individuell die richtige sein kann“, sagt IHKLW-Finanzierungsexpertin Nina Heyse. Wichtig sei vor allem, frühzeitig in Kontakt zu treten. Zu erreichen ist das IHKLW-Team Corona-Hilfe auch telefonisch unter 04131 742-342.
Weitere Förder- und Finanzierungsprogramme sind geplant, unter anderem von der NBank. Ihre Ausgestaltung stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Sobald die Programme veröffentlicht sind, informiert unsere IHKLW unter ihk-lueneburg.de/corona-finanzierung.
Auch bei der Auswahl eines geeigneten Programms unterstützt unsere IHKLW: „Wir schauen gemeinsam mit dem Unternehmen, welche Form der Finanzierung für dieses individuell die richtige sein kann“, sagt IHKLW-Finanzierungsexpertin Nina Heyse. Wichtig sei vor allem, frühzeitig in Kontakt zu treten. Zu erreichen ist das IHKLW-Team Corona-Hilfe auch telefonisch unter 04131 742-342.
Finanzierung
Kostenfreie IHKLW-Expertentage
Die Corona-Pandemie stellt viele Unternehmen vor finanzielle Herausforderungen. Bei den IHKLW-Expertentagen Unternehmenssicherung, Wirtschaftssenioren und Fördermittel erfahren Betriebe, welche Weichen sie stellen können und welche Unterstützungsangebote es dabei gibt. Die Expertentage sind kostenfrei, alle Termine und Anmeldung unter ihk-lueneburg.de/expertentage.
Beim Expertentag Unternehmenssicherung analysieren Krisen- und Finanzierungsexperten unserer IHKLW am 25. November, 14 bis 17 Uhr, Kooperation mit externen Experten in Wolfsburg die aktuelle Unternehmenssituation der Teilnehmenden – und zeigen Lösungen auf.
Der Expertentag Wirtschaftssenioren unterstützen stehen die Senior-Experten des Vereins „Wirtschafts Senioren beraten“ als Sparringpartner für Fragen zur Unternehmensentwicklung zur Verfügung. Die Gespräche können auch genutzt werden, um Themen der Unternehmenssicherung zu besprechen. Individuelle Termine können jeweils von 14 bis 17 Uhr vereinbart werden für den 28. Oktober in Celle, den 3. November in Lüneburg, und für den 2. Dezember in Wolfsburg.
Beim IHKLW-Expertentag Fördermittel geht es um Zuschüsse, Bürgschaften, Beteiligungen und Darlehen. IHKLW und die NBank beraten dazu, welche Finanzierungshilfen und Fördermöglichkeiten für konkrete Finanzierungsvorhaben infrage kommen. Die nächsten Termine, jeweils von 9 bis 12 Uhr: 7. Oktober in Celle, 19. Oktober in Wolfsburg, und 28. Oktober in Lüneburg.
Die Corona-Pandemie stellt viele Unternehmen vor finanzielle Herausforderungen. Bei den IHKLW-Expertentagen Unternehmenssicherung, Wirtschaftssenioren und Fördermittel erfahren Betriebe, welche Weichen sie stellen können und welche Unterstützungsangebote es dabei gibt. Die Expertentage sind kostenfrei, alle Termine und Anmeldung unter ihk-lueneburg.de/expertentage.
Beim Expertentag Unternehmenssicherung analysieren Krisen- und Finanzierungsexperten unserer IHKLW am 25. November, 14 bis 17 Uhr, Kooperation mit externen Experten in Wolfsburg die aktuelle Unternehmenssituation der Teilnehmenden – und zeigen Lösungen auf.
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